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Dermatophytose in Form eines Pseudomyzetoms

American Stafford Terrier Jackson

07.07.2020 – Mandy Rotsche – Fachtierärztin für Klein- und Heimtiere

American Stafford Terrier Jackson

Zusammenfassung

Ein junger American Stafford Terrier Rüde wurde mit multiplen Veränderungen der Haut vorgestellt. Es wurde ein beim Hund sehr seltenes Pseudomyzetom diagnostiziert und erfolgreich therapiert. Dermatophytosen sind ansteckende Infektionen mit keratophilen Pilzen mit zoonotischem Potential.

In der Regel werden die Haarfollikel und Haare, also Keratin Strukturen der Epidermis befallen. In diesem Fall lag jedoch eine dermale bis subkutane Sonderform, das Pseudomyzetom vor. Die wichtigsten Erreger, die Pseudomyzetome beim Hund hervorrufen, sind Trichophyton mentagrophythes und Microsporum canis.

Anamnese

"Jackson", ein sechs Monate alter, intakter American Stafford Terrier Rüde wurde aufgrund multifokaler progressiver Hautveränderungen vorgestellt, die sich innerhalb von ca. drei Wochen entwickelt hatten. Als Nebenbefund wies das Tier einen Narbenzug im Kopfbereich hervorgerufen durch eine alte Bissverletzung auf.

Jackson: 1,5 Wochen vor Biopsieentnahme

Jackson war regelmäßig geimpft und entwurmt und nie im Ausland gewesen.

Im Alter von drei Monaten wurde eine Impetigo im Bereich des ventralen Abdomens, der Innenschenkel und der Achseln diagnostiziert, welche erfolgreich mit Waschungen mit einem Chlorhexidinshampoo therapiert worden war.

Klinische Untersuchung

Jackson war ruhig und aufmerksam, auch alle weiteren allgemeinen klinischen Parameter waren in der Norm.

Dermatologische Untersuchung

Im Bereich der rechten Thoraxwand fanden sich multifokale dermale und subkutane, zwei bis vier Zentimeter große Umfangsvermehrungen.

Diese Knoten waren mit einem serös-blutigen Exsudat gefüllt und wiesen an ihrer Oberfläche haarlose Bereiche auf. Die Umfangsvermehrungen waren bei Palpation nicht schmerzhaft und Jackson zeigte keinen Juckreiz.

Jackson: Fünf Tage vor Biopsieentnahme

Differenzialdiagnosen

Differenzialdiagnostisch kamen Infektionen (Pilze / Bakterien / Parasiten), sterile Pyogranulome sowie Neoplasien oder Fremdkörperreaktionen in Betracht.

Diagnostischer Plan

Zytologie vom Exsudat, Hautgeschabsel im Bereich der kahlen Stellen, Trichogram.

Pilzkultur und Bakteriologische Kultur.

Ergebnisse der speziellen dermatologischen Untersuchungen

Bei der zytologischen Untersuchung von Abklatschpräparaten der Dermis und einer FNA der knotigen Hautläsionen konnte eine gemischtzellige Entzündung mit neutrophilen Granulozyten, Makrophagen und in geringerer Zahl auch Lymphozyten und Plasmazellen festgestellt werden. Die Untersuchung des Exsudates ergab außerdem eine signifikante Anzahl Kokken sowie zahlreiche Erythrozyten.

Im Trichogramm fanden sich zum größten Teil telogene und nur zu einem geringen Teil anagene Wurzeln.

HE-Färbung, Furunkulose mit Haarfragment

Es wurde eine Pilzkultur von den Haaren in einem externen Labor angelegt und gleichzeitig Biopsiestanzen der Haut entnommen.

In der histologischen Untersuchung zeigte sich in der Dermis eine mittel- bis hochgradige, chronische, eitrige bis pyogranulomatöse Dermatitis, Follikulitis und Furunkulose mit Nachweis von PAS positiven Pilzhyphen.

In der mykologischen Kultur konnte Trichophyton mentagrophytes angezüchtet und identifiziert werden.

Eine Blutbild und eine klinische Chemie waren ohne besonderen Befund.

Diagnose

Aufgrund des Ergebnisses der Pilzkultur und des histologischen Befundes wurde die Diagnose Pseudomyzetom aufgrund einer Infektion mit Trichophyton mentagrophytes gestellt.

PAS-Färbung, Haar mit PAS-positiven Pilzhyphen

Therapie

Jackson wurde nach der Erstvorstellung mit einem Chlorhexidin / Miconazol Schampoo lokal behandelt, da der Verdacht einer Dermatophytose oder Pyodermie bestand.

Nachdem die Befunde der Pilzkultur und Histologie vorlagen wurde eine Therapie mit Itraconazol per os in einer Dosierung von 10 mg / kg Körpergewicht alle 24 Stunden eingeleitet.

Begleitend zur oralen Therapie wurde die lokale Therapie mittels Shampoo fortgesetzt.

Jackson wurde über einen Zeitraum von sechs Monaten behandelt. Die Therapie wurde vier Wochen nach der vollständigen klinischen Abheilung und dem Vorliegen einer negativen Pilzkultur abgesetzt.

Es bleibt abzuwarten, ob es bei Jackson zu einem Rezidiv kommt.

Jackson: Tag der Biopsieentnahme

Diskussion

Das Pseudomyzetom stellt eine Sonderform der Dermatophytose dar und ist bei Hunden sehr selten, bei der Katze ist es etwas häufiger anzutreffen, wobei Perserkatzen prädisponiert sind.

Bei diesem Krankheitsbild werden beim Hund Hyphen von Trichophyton mentagrophytes oder Microsporum canis im dermalen und subkutanen Gewebe und nicht wie im Normalfall in der Epidermis gefunden. Bei der Katze wurde bisher nur Microsporum canis als Erreger für das Pseudomycetom isoliert (Mendleau / Hnilica, 2007).

Auch beim Menschen werden Pseudomycetome, meist durch Trichophyton rubrum verursacht, nachgewiesen. Diese humane Variante wird auch als Granuloma trichophyticum Majoccgi bezeichnet.

Betroffen sind vor allem Tiere und Menschen mit prädisponierenden Faktoren wie einer Immunsuppression infolge einer Krankheit, Infektion oder Medikamenteneinnahme. Auch junge Individuen, Stress, hoher Infektionsdruck oder Mangelernährung können eine Rolle spielen.

Jackson: zehn Wochen nach Behandlungsbeginn

Die Behandlung erweist sich oft als schwierig, da sie sich über Monate erstreckt. Das Mittel der Wahl ist Itraconazol systemisch in einer Dosierung von 10 mg / kg alle 24 Stunden p.o., ebenso möglich wäre eine Therapie mit Ketoconazol (10 mg / kg alle 24 Stunden) (Mendleau / Hnilica, 2007). Die Behandlung sollte mindestens vier Wochen über die vollständige klinische Abheilung hinaus durchgeführt werden. Eine Bestimmung und in weiterer Folge eine regelmäßige Kontrolle der Leberwerte ist angezeigt.

Auch eine chirurgische Entfernung der Granulome bzw. eine Kombination von systemischer und chirurgischer Therapie wird in der Literatur empfohlen (Mendleau / Hnilica, 2007). Diese Form der Therapie kam bei Jackson aufgrund der Anzahl und Verteilung der Granulome nicht in Frage.

Bei einer Infektion mit Trichophyton mentagrophyhtes handelt es sich um eine Zoonose, sodass parallel zur Therapie allgemeine Hygienemaßnahmen durchzuführen sind. Schlafplätze, Spielsachen und Pflegeutensilien sollten regelmäßig, d.h. mindestens einmal monatlich heiß gewaschen und desinfiziert werden. Zur Desinfektion eignet sich am besten Enilconazol (Imaverol TM) in der therapeutischen Konzentration.

Die Prognose ist als vorsichtig einzustufen, da es zu Rezidiven kommen kann. (Mendleau / Hnilica, 2007).

Jackson: 20 Wochen nach Behandlungsbeginn

Literatur

1. Linda Medleau, Kneith A. Hnilica (2007): Dermatologie in der Kleintierpraxis, Atlas und Therapiehandbuch, 1. Auflage, Urban und Fischer Verlag

2. Chira Noli, Giovanni Ghibaudo (2010): Dermatologie in der Kleintierpraxis, klinischer und histologischer Atlas, 1. Auflage, Schlütersche Verlag

3. Nuttall, Harvey, Mckeever (2012): Handbuch der Hautkrankheiten bei Hund und Katze, 1. Auflage, Schattauer Verlag

Korrespondenzadresse

Mandy Rotsche
Fachtierärztin für Klein- und Heimtiere

Fachtierarztzentrum
Dr. Bodo Kröll und Kollegen
Amtmann Kästner Platz 9
99091 Erfurt-Gispersleben

E-Mail: MRotsche@gmx.de

Bilder

Abb. 1: American Stafford Terrier Jackson
Abb. 2: Eineinhalb Wochen vor Biopsieentnahme
Abb. 3: Fünf Tage vor Biopsieentnahme
Abb. 4: HE-Färbung, Furunkulose mit Haarfragment (mit freundlicher Unterstützung von Laboklin)
Abb. 5: PAS-Färbung, Haar mit PAS-positiven Pilzhyphen (mit freundlicher Unterstützung von Laboklin)
Abb. 6: Tag der Biopsieentnahme – multiple Knoten und Alopezie an deren Oberfläche
Abb. 7: Zehn Wochen nach Behandlungsbeginn – die Granulome sind deutlich kleiner geworden, beginnendes Haarwachstum
Abb. 8: 20 Wochen nach Behandlungsbeginn – es sind keine Granulome mehr vorhanden, teils sind die Hautveränderungen komplett abgeheilt, teils ist das Haarwachstum noch nicht abgeschlossen

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